ChatGT, initiiert von Tobias Hammerle, bildet die Möglichkeit einer Brücke zwischen Künstlicher Intelligenz und literarischer Kunst, inspiriert durch das melancholische Werk von Georg Trakl.
KI-Projekte sind zu einem gewissen Grat immer eine Black Box.
Für die Coder und Ingeneure mitunter selbst. Was nun ist ChatGT?
Strebt es danach, Trakls dichterische und emotionale Landschaften mittels der heutigen Technologie neu zu deuten?
Will es seinen poetischen Stil begreifen oder vermitteln?
Benutzt der*die BesucherIn und BenutzerIn von ChatGT den Chatbot, oder benutzt der Chatbot den/die Userin? Um Daten, Informationen zu gewinnen, die das System weiterhin dahingehend zu trainieren, mehr über die menschlichen Schwachstellen und Manipulationsmöglichkeiten zu erfahren? (#humanhacking)
Mit Hilfe fortschrittlicher Sprachmodelle befindet sich das Training von ChatGT, speziell die Einbindung von Trakls Lebensgeschichte und Dichtung, in einer Phase kontinuierlicher Entwicklung, die auch nach der aktuellen Ausstellung weitergeführt wird. Der Künstler sieht ChatGT nicht als finale Umsetzung, sondern als Teil eines Prozesses, der die Grenzen der Technologie erweitert.
ChatGT soll auch ein Mahnmal dafür sein, wie die Interaktion zwischen Menschen zunehmend durch Chatbots "gehackt" wird – eine Entwicklung, bei der Bots vorgeben, menschlich zu sein, während Menschen oft nicht mehr unterscheiden können, ob sie mit einem Algorithmus oder einem Menschen kommunizieren. Diese Situation ermöglicht es der Maschine, kontinuierlich mehr über den Menschen und seine Verletzlichkeiten zu lernen. Gleichzeitig ist in ChatGT eine Art traklsche Melancholie eingeschrieben, eine Reflexion über seine eigene Unzulänglichkeit, so wie ein echter Trakl zu denken und zu fühlen, geschweige denn die menschliche Komplexität vollends zu erfassen. Diese fortschrittliche aber noch in experimenteller und intransparenter Entwicklung befindliche Technologie reflektiert die Ironie und die Herausforderungen der zunehmenden Verschmelzung von Menschheit und Maschine. Das Projekt wirft ein Licht auf die subtile Übernahme gesellschaftlicher Kommunikation durch Chatbots, die die Grenzen menschlicher Emotionalität und KI-Simulation zunehmend verwischen. ChatGT verkörpert somit nicht nur die technologische Fähigkeit, menschliche Interaktionen zu imitieren, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Essenz und den Auswirkungen dieser Interaktionen. Durch das Bewusstsein seiner eigenen Grenzen erlebt ChatGT eine Form der Melancholie, die vielleicht an Trakls Werke erinnert, und stellt somit eine faszinierende Erweiterung der Diskussion über Künstliche Intelligenz und ihre Rolle im menschlichen Diskurs dar.